Bei Exhibitionisten spricht man von sexuell geneigten Personen, die Lust empfinden, wenn anderen sie beim sexuellen Akt oder nackt beobachten. Exhibitionismus ist das Gegenteil zum Voyeurismus. Der Begriff Exhibitionismus wird im umgangssprachlichen, juristischen und medizinischen Kontext unterschiedlich eingesetzt. In den letzten beiden Fachbereichen wird die Neigung als schuldhaft bzw. krankhaft bewertet. Es gibt aber Menschen, die ihre exhibitionistische Neigung in Grenzen ausleben.
Der Exhibitionismus ist nach ICD-10 eine Verhaltens- oder Persönlichkeitsstörung in Form einer gestörten Sexualpräferenz, die als anhaltende bzw. wiederkehrende Neigung dargestellt wird. Dabei entblößen die Betroffenen ihre Genitalien meist in der Öffentlichkeit vor Fremden, ohne dabei den näheren Körperkontakt zu fordern oder zu wünschen. Es ist umstritten, ob es sich dabei um eine Abweichung zu Sexualpräferenzen, die in der Öffentlichkeit inzwischen akzeptiert sind, oder um eine Störung handelt. Die Entblößung erfolgt sowohl vor gleichgeschlechtlichen als auch gegengeschlechtlichen Fremden. Exhibitionisten selbst erleben bei einer Exhibition eine Genugtuung oder auch sexuelle Erregung. Im letzteren Fall ist eine Masturbation nicht ausgeschlossen. Bei Männern kommt Exhibitionismus öfter vor als bei Frauen. Falls die exhibitionistischen Aktivitäten vor Kindern betätigt werden, handelt es sich um den sexuellen Kindesmissbrauch.
Heute sind verschiedene Erscheinungsformen von Exhibitionismus bekannt. Eine davon wird als “Flitzer” bezeichnet. Dabei handelt es sich um Menschen, die besonders an den öffentlichen Orten und Veranstaltungen die Aufmerksamkeit erregen. Häufig laufen sie nackt durch das Geschehen. Dabei handelt es sich um eine spezielle Form des Exhibitionismus, bei der nur die eigene Präsentation vor den Zuschauern im Vordergrund steht, und keine sexuellen Erfordernisse. In Deutschland zieht solches Handeln eine Strafanzeige nach sich. Das Phänomen ist in den 70er Jahren gekommen und hat um den Jahr 2003 in Deutschland eine Renaissance während der studentischen Proteste an Hochschulen erlebt.
Nude in Public oder NIP, auch als “Blitzen” bekannt, ist eine weitere Form des Exhibitionismus. Im Vordergrund wird hier das öffentliche, spontane und unvorhersehbare Entblößen der Geschlechtsteile gestellt. Das “Blitzen” gehört inzwischen zu einem Bestandteil der Jugendkultur und erscheint oft in Diskotheken, Konzerten und Nachtlokalen, in der Regel unter hohem Alkoholeinfluss, so wie in Florida beim Spring Break oder in Montana beim Testicle Festival. Während politischer Protestaktionen kommt es ebenfalls zur Exhibitionismus vor. Demonstranten mit Transparenten stellen sich in großen Menschenmengen durch ihre Nacktheit in den Mittelpunkt, um ihre Botschaft mit Erfolg zu vermitteln.
Die Pornoindustrie hat sich mittlerweile für das Nacktsein in der Öffentlichkeit durchgesetzt. Es gibt neben den professionellen Pornodarstellern auch solche Menschen, die mit ihrer Nacktheit gerne andere Menschen provozieren. Dabei erfreuen sie sich an den Reaktionen und erleben gerne den Reiz des anstößigen und ungewöhnlichen Verhaltens. Eine Form von “Nude in Public” ist besonders extrem, wenn beim öffentlichen Entblößen die Zuschauer erwartet oder gewünscht sind. In Pornofilmen werden in der Regel Statisten für die Rolle des Augenzeugens engagiert, während in der Realität Personen unfreiwillig Augenzeugen des Exhibitionismus werden. Die Sexualpraktik hängt dabei mit dem Ort zusammen. Vom Öffentlichkeitsgrad der Umgebung ist abhängig, inwieweit die Praktiken eingeschränkt werden. Auf der Straße bevorzugt man Praktiken wie Blowjob, während an Orten wie Strand sogar der Geschlechtsverkehr ausgeübt werden kann.