In den neunziger Jahren erfreuten sich Piercings grosser Beliebtheit. Mittlerweile ist die Welle ein wenig abgeklungen. Nur vereinzelte Fans dieser Schmuckart suchen noch den Weg ins Studio um sich unter Lokalanästhesie mehr oder weniger qualitativ hochwertigen Stahl in die Epidermis einsetzen zu lassen.
Waren die ersten Piercings eher ein gesetztes Zeichen der Rebellion gegen die Erwachsenenwelt von Jugendlichen, das stolz und mit Vorliebe in Augenbrauen, Nasen und Zungen präsentiert wurde, um dann nach Ermahnung des Lehrers in der Schule oder während der Ausbildungsphase am Arbeitsplatz abgenommen werden musste, hat sich daraus eine Subkultur entwickelt, die auch jung gebliebenen Erwachsenen ungeahnte Möglichkeiten zur Entfaltung ihrer bis dato noch schlummernden Sexualität bot.
Das Intimpiercing hielt somit in vielen Schlafzimmern der Bundesrepublik seinen Einzug. Nicht nur in der Sado – Maso Szene wo es zum guten Ruf gehört, sich ein Intimpiercing als Mann zumindest durch die Glans jagen zu lassen, nein auch Herr und Frau Biedermann präsentieren stolz zu zweit oder in Swinger Clubs ihre durchstochenen Brustwarzen, an denen nicht wie bei Jugendlichen oft beobachtet, billiger, durch seinen Nickelgehalt Infektionen auslösender Schmuck, zum Vorschein kommt, nein wer etwas auf sich hält, trägt stabile Piercings aus edlem Chirurgenstahl. Dieser Chirurgenstahl ist zwar längst nicht so edel, wie er präsentiert wird, denn es handelt sich dabei lediglich um einen Stahl, der auf Zusätze von Nickel, Kupfer und anderen Allergie auslösende Bestandteile verzichtet. Ansonsten könnte man daraus auch Gabeln biegen.
Intimpiercings werden nach der Hautdesinfektion mit einem vorzugsweise Schleimhaut freundlichen Desinfektionsmittel von den meisten Bakterien befreit. Allerdings sollte sich jeder darüber im Klaren sein, dass Bereich wie Mund oder Vagina nicht keimfrei gemacht werden können, denn dort tummeln sich dermassen grosse Mengen an Bakterien, dass bislang noch kein Desinfektionsmittel erfunden wurde, das diese alle bewältigen konnte durch eine oberflächliche Wischdesinfektion. Insofern besteht beim Durchstechen der Schleimhaut hier grösste Infektionsgefahr. Nicht selten landen piercingswillige Frauen zwei Tage später mit Fieber und Schmerzen beim Gynäkologen. Dann hat der Freudenspender erst mal Pause, bis die Infektion wieder abgeklungen ist.
Ein anderer Aspekt warum man Piercings im Intimbereich auf ein Minimum reduzieren sollte oder nur zu besonderen Anlässen anlegen sollte, ist die Tatsache, dass bei unverhoffter Einlieferung ins Krankenhaus das Personal diesen entfernen muss, damit im Falle einer Not – OP durch das Koagulieren der Blutgefässe, keine Verbrennungen entstehen, an den Stellen wo das Piercing sich befindet, denn die Koagulation – das Veröden – geschieht unter Stromzufuhr und Metall leitet.