In allen Dingen steckt ein Geist. So hat das jedenfalls mal der längst verstorbene Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe gesehen. Das erklärt vielleicht das Phänomen des Fetischismus, das sich auf allen Kontinenten bei Männern wie bei Frauen bemerkbar macht.
Es bedeutet Zauber, denn es kommt aus dem französischen Wort fetiche und ein Zauber scheint wohl für manche Menschen von Dingen oder Kleidungsstücken auszugehen, wenn sie sich auf diese ganz besondere Art und Weise dafür begeistern können.
Dabei handelt es sich nicht immer nur um den sexuellen Fetischismus, der zum Erreichen des Höhepunkts, den Kontakt zu dem Fetisch voraussetzt.
Diese Neigung verspüren auch Erwachsene, wenn sie sich nur für einen ganz speziellen Autotyp begeistern können oder, wenn es um Kleidung geht, immer wieder dieselbe Hose anziehen möchten, weil sie sich damit einfach am besten fühlen.
Der Begriff wird leider oft negativ bewertet. Dabei handelt es sich dabei um eine äußerst spannende und unterhaltsame, menschliche Eigenheit.
Die Fixierung auf etwas ganz spezielles, das dabei kein Sexspielzeug darstellt, sondern einen gewöhnlichen Gebrauchsgegenstand oder ein alltägliches Kleidungsstück, ist bei jedem Menschen mehr oder weniger stark ausgeprägt.
Natürlich kann das auch entarten und ins krankhafte Verhalten absteigen. Doch die Grenzen hierbei sind fließend, denn solange der Betreffende nicht unter seiner Neigung leidet oder andere durch seine Neigung zu Schaden kommen, ist Toleranz der Schlüssel zur Befreiung von falschen Vorstellungen, die eigenen Bedürfnisse betreffend.
Ein Fetisch ist in der Regel mit Erinnerungen an längst vergangene Zeiten verbunden. Irgendein längst vergessenes Erlebnis, dass sich tief im Unterbewusstsein manifestiert hat, erlebt durch die Begegnung mit dem Fetisch eine Renaissance, über die sich der Fetischist allerdings nicht im Klaren ist.
Das können sowohl negative Erlebnisse, als auch positive gewesen sein. Das zu erörtern gehört allerdings in den Arbeitsbereich eines erfahrenen Psychologen, der sich mit den Grundsätzen der Psychoanalyse jahrelang befasst hat.
Allerdings haben die wenigsten Fetischisten das Bedürfnis nach Ursachenforschung. Ihnen liegt viel mehr daran ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
Fetischismus ist eine stark auf das Ego abgestimmte Neigung. Hier finden Narzissten aller Art in einer globalen Vereinigung der außergewöhnlichen Vorlieben zueinander.
Bei Kleidungsstücken, die als Fetisch wahrgenommen werden, stehen Schuhe, Strümpfe und Dessous im Vordergrund. Danach folgen erst die Lederartikel, mit Peitschen und enganliegenden Hosen und Röcken. Ein weites Feld der Fetische stellen alle Gegenstände aus Gummi dar. Der Ganzkörperanzug aus Gummi ist hier besonders beliebt, denn er verleiht dem Fetischist die Erinnerung an das Gefühl, das auf seine Entstehungsstadien zurück führt.
Wegen der starken Bezogenheit auf die orale und anale Entwicklungsphase bevorzugen viele Fetischisten Gegenstände, die man zur Pflege von Babies benötigt, beispielsweise Windeln, die es ja auch in Größen für Erwachsene gibt, Cremes, Puder und Babyspielzeug.
Bei sexuell geprägtem Fetischismus spielen diese Gegenstände eine wichtige Rolle, um die sexuelle Erregung zu entwickeln, steigern und den Höhepunkt erleben zu können. Nicht selten findet man bei erektionsschwachen Männern eine ausgeprägte Vorliebe für bestimmte Fetische, die ihre Phantasie soweit anregen, dass sie dadurch erst zum Geschlechtsakt fähig sind.
Anderen genügt es, den von ihnen bestimmten Fetisch nur zu betrachten um sexuelle Aktivität entwickeln zu können. Es gibt auch Fetischisten, die keinen Gegenstand benötigen, sondern sich vorzugsweise an fremden Menschen reiben. Meist praktizieren sie das in Bussen und Bahnen oder dort wo dichtes Menschengedrängel herrscht. Das ist wohl die preisgünstigste Variante.
In vielen Völkern, besonders den Naturvölkern gelten Fetische als Schutzsymbole für Haus und Hof. Andere werden hergestellt, um Wünsche zu erfüllen. Schamanen arbeiten viel mit Fetischen, denn ihre Kunden können so besser konditioniert werden, an die Kraft des Schamanen zu glauben. Dadurch kann der Heilungsprozess durch die Anregung der Selbstheilungskräfte deutlich besser in Gang gesetzt werden.
Fetischismus beinhaltet außer Sex auch starke religiöse Aspekte. Diese zeigen sich im Tragen von Kettchen mit Kreuzanhänger, ohne das der Träger oder die Trägerin sich unsicher fühlen würde. Genauso verhält es sich mit dem Tragen des Kopftuches, das streng genommen auch nichts anderes als ein Fetisch ist.